Kräutertees - Anja Tanas

Kräutertee, so wohltuend und gesund – oder nicht?

Kräutertee gilt als gesund, wohltuend, soll entspannen oder auch anregen. Mal ist er pures Genussmittel, mal soll er diverse Wehwehchen lindern. Werbelügen, künstliche Zusätze und giftige Bestandteile überschatten immer wieder das positive Image. Was zeichnet guten Kräutertee wirklich aus? Als Sensorik-Expertin war ich beim Test der Servicezeit im WDR dabei: https://www1.wdr.de/verbraucher/gesundheit/wohlfuehltee-test-100.html

Der Absatz von Kräutertees boomt in den vergangenen Jahren, sicher auch wegen der vielen neuen Sorten und Mischungen mit ihren lustigen Phantasienamen. Diese sind nicht nur wegen möglicher Irreführung ein Dorn im Auge der Verbraucherschützer, denn oft kann der Inhalt des Teebeutels nicht wirklich das halten, was die Verpackung verspricht. Allem vorweg in der Kritik: Der Einsatz von Aromen!

Beutel, nicht für mich!
Schneidet doch mal einen Teebeutel auf, wenn Ihr solche überhaupt verwendet. Meist bröseln da undefinierbare Krümel heraus, selten erkennt man das Kraut, das eigentlich drinstecken soll. Und der Geruch? Ich hatte schon Beuteltees, die rochen nach nichts, nada. Wieso das so ist? Für die gut verpackte Massenware wird meist maschinell geerntet. Die Blüten werden dabei kaum von dem minderwertigen Kraut getrennt – alles gehört zur Erntemenge. Wenn zu viel Blatt- und Stilanteile mitverarbeitet werden, dann wirkt sich das auf die Qualität des Tees wertmindernd aus. Sieht ja eh keiner, dass da keine Blüten oder ganze Blättchen in den Beuteln stecken, so das Motto der Hersteller habe ich manchmal das Gefühl.

Aroma und Heilkraft
Bei losen Mischungen erkennt man oft noch ganze Blütenköpfe oder ggf. die Blätter zumindest in Ansätzen. Hier wird oft noch von Hand gesammelt. Eine schonende Methode, meist angewendet für Bio- oder Arzneitees. Bei den Arzneitees müssen Indikationen, Dosierungshinweise oder mögliche Nebenwirkungen auf den Verpackungen oder auf dem Beipackzettel angegeben sein. Denn die Wirksamkeit mancher Inhaltsstoffe (z.B. ätherische Öle, Sekundäre Pflanzenstoffe, Bitterstoffe) ist wissenschaftlich nachgewiesen und daher sollte man hier sehr gezielt genießen. Naturheilkundler arbeiten mit der Heilkraft der Kräuter, die traditionelle Medizin z.B. aus China oder Indien allemal.

Was wir nicht wollen…
So ein Tee, egal ob aus dem Beutel oder lose, kann aber auch schon mal ein kleines Teufelsgemisch sein. Pestizide werden bei Tests regelmäßig gefunden. Praktisch frei von den umstrittenen Pflanzenschutzmitteln sind in der Regel Bio-Produkte.

Wiederum können sie aber trotzdem auch Schwermetalle enthalten, die meist über den Boden in die Pflanzen gelangen. Und die wollen wir nicht im Körper haben! Aber zum Glück geht, wenn überhaupt, nur ein kleiner Teil davon ins Teewasser über.

PA what?
Jetzt komme ich noch, es tut mir leid, zu schädlichen Naturstoffen, die im insbesondere im Kräutertee stecken können, z. B. sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA). PA gelten als krebserregend und können die Leber schädigen. Manche Pflanzen wie Korbblütler, Borretschgewächse oder Hülsenfrüchte bilden diese Stoffe, um sich selbst vor Fressfeinden zu schützen. Die Genusskräuter selbst sind also frei davon. Aber eventuell wachsen auf dem Feld für Teekräuter, eben solche Pflanzen, die PA enthalten. Und die werden dann unbeabsichtigt mitgeerntet und geraten so in die Teemischung.

Die Lebensmittelüberwachung hat den Stoff im Blick. Immer wieder Fallen bei Tests Kräutertees mit erhöhten Gehalten auf. Für Normalverzehrer geben Experten aber Entwarnung, es bestehe kein akutes Risiko. Aber Vielverzehrer und Kinder, die häufig Kräutertee trinken, sollten sicherheitshalber nicht nur einer Sorte treu sein.

Hier ein paar Tipps von mir…

Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass der Tee möglichst frisch ist, d.h. das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte nicht allzu bald ablaufen.
Der Genuss von einer Tasse Kräutertee am Tag ist auch in Bezug auf den Gehalt an PA unbedenklich. Man sollte aber am Tag nicht literweise davon trinken.
Wechselt häufiger die Teesorten und Marken, so vermindert Ihr Euer persönliches Risiko.
Arzneitees werden besonders gut überwacht.
Vorsicht sollten vor allem Schwangere, stillende Frauen und Kinder walten lassen. Kids lieber öfter mit Früchtetee beglücken – solange dieser auch echte Früchte enthält und nicht nur Aromen!

Außerdem hier meine Multimediareportage über Tee – in Zusammenarbeit mit Björn Freitag:
https://reportage.wdr.de/vorkoster-tee#16225

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